Lettner

Man erkennt ihn nicht sogleich. Man schreitet unter ihm durch. Im Blick zurück zum Eingang präsentiert er sich aber in seiner ganzen Pracht: der gut 500jährige Lettner, ein Meisterwerk spätgotischer Steinmetzkunst. Ursprünglich ist er vorne in der Kirche gestanden und hat Chor und Schiff voneinander getrennt. Eine klare Grenze zwischen dem Heiligen und dem Profanen. Damit hat er auch die Menschen getrennt, die geweihten von den gewöhnlichen. Mit der Reformation ist der Lettner durchlässig geworden. Die Grenze zwischen Priestern und Laien war nicht mehr nötig. Ein wichtiges Prinzip wurde nun betont: das Priestertum aller Gläubigen. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Jeder Mensch befindet sich in einem unmittelbaren Verhältnis zu seinem Schöpfer. So konnte man den Lettner schliesslich versetzen. Betritt man heute die Kirche, hat man die ehemalige Schranke auch schon überwunden. Sie trennt nicht mehr, sie rahmt nun ein: alle Menschen, die in dieser Kirche Gott begegnen wollen.

Ihr alle seid ein auserwähltes Geschlecht,
eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk,
das Gott sich zu eigen machte,
damit ihr verkündet die Wohltaten dessen,
der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
1. Petrus 2,9

 
 
 
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