Vielfalt des Heiligen Geistes
Diesen Sommer beherbergt die Stadtkirche ein Kunstwerk aus dem Atelier des Gymnasiums Burgdorf. Das Mobile im Chor und die Predigten in den Gottesdiensten vom 6. Juli bis zum 13. August beleuchten die Vielfalt des heiligen Geistes.
Predigten:
06.07. Johannes 16,4b-11: tröstend mit Pfr. Ueli Fuchs
13.07. Richter 6,34: laut, mit Pfr. Manuel Dubach
20.07. Genesis 2,7 / Matthäus 27,50: belebend, mit Pfr. Roman Häfliger
27.07. Jesaja 11,1-10: wirkend, mit Pfrn. Anne-Katherine Fankhauser
03.08. Matthäus 1,1-18: befreiend, mit Pfr. Ueli Fuchs
17.08. Joel 3,1-2: zukunftsweisend, mit Pfr. Patrick Wyssmann
Das Mobile stammt aus dem Atelier des Gymnasiums Burgdorf. Oliver Lanz, Lehrer für bildnerisches Gestalten, hat die Lernenden animiert, das Mobile aus echten Strohhalmen zu fertigen. Die Schüler und Schülerinnen brauchen Fingerspitzengefühl, Geduld und gegenseitige Rücksichtnahme, damit das Gemeinschaftswerk zustande kommt. Dieser Werkprozess zeigt Züge des Heiligen Geistes. Denn bei der dritten Person Gottes geht es grundsätzlich um Kommunikation. Das Dritte kommt hinzu und ermöglicht die Entwicklung. Ist eine Verknüpfung zu ungenau gearbeitet oder zu schwach, bricht das Kunstwerk auseinander. Das eine Glied ist auf das andere angewiesen. Auf jede Schülerin und auf jeden Schüler kommt es an. Das, was entsteht, ist mehr als die Summe aller Teile. Der Apostel Paulus nennt es im 12. Kapitel seines ersten Briefes an die Gemeinde in Korinth «Leib».
Durch diese Kunstinstallation angeregt, steht die diesjährige Predigtreihe unter dem Titel Vielfalt des Heiligen Geistes. Den Sommer über, in der Zeit nach Trinitatis, kommt während sechs Wochen jeden Sonntag ein Aspekt der dritten Person Gottes zur Sprache.
Im lateinischen Wort Trinitatis tönt die Zahl Drei an. So heisst der Sonntag nach Pfingsten. Ab Trinitatis werden die Sonntage den Sommer über gezählt. Diese Zählung ist nicht als Reihung zu verstehen. Vielmehr ist es eine stets neue Entwicklung. Jedes Mal, wenn sich die Gemeindemitglieder zum Gottesdienst versammeln, bedürfen sie des Dritten. Erst dies lässt sie zur Gemeinde werden. Der Gottesdienst ist der Urquell der Kirchgemeine, die Kirche ein Kind des Heiligen Geistes. Dies geschieht immer wieder neu, gleich dem Mobile, das sich drehend und wendend im Zwiegespräch mit der Taube neu zeigt, wenn die Betrachtende als Dritte hinzutritt.
Sprengringdeckel mit aufgemalter Taube
Die Taube, Symbol des Heiligen Geistes, schwebt aus einem Flammenkranz herab. Sie ziert den Deckel, der den Ring verdeckte, mit welchem die Chorgewölbeöffnung gesichert wurde. Vermutlich stammt das Werk von Hilarius Dür aus dem Jahr 1613. (Quelle: Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Bern Land I, Stadt Burgdorf, Seite 224)
Der Sprengringdeckel mit der Darstellung der herabschwebenden Taube ist heute am Turm im Südschiff der Stadtkirche ausgestellt.
Das Loch in der Mitte des Deckels ist ein sogenanntes Heiliggeistloch. Das Loch machte es möglich, während des Pfingstgottesdienstes eine Taube freizulassen. Oder es konnte auch eine Taube aus Holz abgeseilt werden. Vielleicht diente das Loch auch dazu, Blütenblätter in den Chor regnen zu lassen.