Über Mauern springen

Gottesdienste in Burgdorf am 8.102023 mit Pfr. Frank Naumann

«Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.» Psalm 18,30

 

Schriftlesung

Jesus macht mehr als 5000 Menschen satt, Matthäus 14 (BB)
13Als Jesus das hörte, verließ er den Ort. Er fuhr mit dem Boot zu einer abgelegenen Stelle, um allein zu sein. Die Volksmenge hörte davon und folgte ihm. Die Menschen kamen auf dem Landweg aus den umliegenden Orten herbei.14Als Jesus ausstieg, sah er die große Volksmenge. Da be-kam er Mitleid mit den Menschen und heilte die Kranken unter ihnen.
15Als es dunkel wurde, kamen seine Jünger zu ihm und sagten: »Es ist eine einsame Gegend hier, und es ist schon sehr spät. Schick die Leute doch weg. Dann können sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.«16Aber Jesus antwortete: »Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt doch ihr ihnen etwas zu essen!«17Da antworteten sie: »Wir haben hier nur fünf Brote und zwei Fische!«18Aber Jesus sagte: »Bringt sie mir her!«19Dann ordnete er an: »Die Leute sollen sichzum Essen im Gras nie-derlassen! «Und Jesus nahm die fünf Brote und die zwei Fische. Er blickte zum Himmel auf und dankte Gott. Dann brach er sie in Stücke und gab sie den Jüngern. Die Jünger verteilten sie an die Volksmenge.20Die Leute aßen, und alle wurden satt. Danach sammelten sie die Reste ein und füll-ten damit zwölf Körbe.21Etwa 5000 Männer hatten gegessen –dazu noch Frauen und Kinder.

 

Predigt.

Für dich ist das doch einfach: Vor Leuten reden – hast eine intakte Familie – Kirchgemeinde, wo etwas läuft
Für dich ist das doch einfach: für dich als Pfarrer – mit deiner Erfahrung – als Mann.
Ja, da sind Sachen, wo einfacher worden sind, Dank meinem Beruf, mit wachsender Lebenserfahrung, auch als Mann in der Welt. Bei anderem sehe ich zumindest Teilerfolge.
Wieder anderes bleibt schwierig. Es scheint nur von aussen einfach. Auch wenn’s das gar nicht ist. Nicht bei mir – und vermutlich auch nicht bei dir.
Mängisch Eindruck – je länger eine Schwierigkeit / ein Hindernis da ist, umso schwieriger… (wie Hase vor Schlange).

Drum so wichtig, die guten Erfahrungen, all das wo gelungen ist und uns weitergebracht hat, wahrzunehmen, sich dran freuen und einander davon zu erzählen. (Auch wenn man das bei uns noch viel zu wenig macht): Wo unser Hunger nach Leben gestillt wurde. Wie wir Hindernisse angegangen und überwunden haben. Gerade solche, die manchmal gross wie eine Mauer vor einem gestanden sind.
In Bibel heisst’s: «Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen»
All die Mauern, die den Weg versperren: Was immer auch ihr Baumaterial ist. Sie machen, dass ich mich klein fühle. Hilflos. Zweifel und andere ungute Gefühle machen, dass die Mauer immer wie grösser wird und ich immer wie kleiner davorstehe.

Und jetzt heisst’s da: «Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen» - auch wenn die gross, hoch, weit sind. Nicht drüber sehen kann. Auch nicht um die Ecke. Und keine Tür weit und breit.
«… über Mauern springen» - ich bin schon lange ich nicht mehr gumped, denkst du jetzt vielleicht, und mit dem Rollator schon gar nicht.
Ja, das mit dem Springen ist so eine Sache. Wenn ich an Leichtathletik in Schule denke, war die Latte immer zu hoch. Und doch hat mich das faszi-niert: Wie man sich da auf sein Ziel konzentriert, dann anläuft und vor dem Hindernis abspringt und auf der anderen Seite landet.
Und erst recht beim Stabhochsprung! Wie man da dank des Stabes un-glaubliche Höhe überwinden kann. Auch da: nicht aus dem Stand, in Be-wegung kommen und den Sprung wagen. Mängisch klappt’s, andere Male nicht.
Und heisst es nicht in Ps 23: der Herr ist mein Stecken und Stab!? Der wird mir sicher auch beim Springen helfen.

«Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen» - und wenn man in so einer Lebenssituation dann Anlauf nimmt und endlich abgesprungen ist, die Schwerkraft überwunden: ist das so ein unglaubliches, schwer zu be-schreibendes Gefühl. Andere Male geht es so schnell, dass man gar nicht merkt, was da gerade passiert. Bevor man auf der anderen Seite ankommt. Und landet. Mehr oder weniger elegant, oft ohne weiche Unterlage (an-ders als bei Leichtathletik).

Erinnert ihr euch? Bei wichtigen Mauern hat man sich den Moment ja schon lange ausgemalt: dort ist das Gras grüner, der Himmel blauer, die Liebe röter. Und dann erkunden wir diese neue Seite hinter der Mauer – und: ja, es ist so, es ist wirklich besser. So wie bei der Familie…
Andere Male ist es zumindest ein Anfang, wie das Paar, …
Oder man kommt aus dem Regen in Traufi, wie der Koch,…

Wir können nicht immer alles vorhersehen – doch wir haben’s gewagt und müssen nicht wie die damals den Fleischtöpfen Ägyptens nachtrauen, als ob es auf der früheren Seite der Mauer so viel besser war – meist stimmt das doch gar nicht. Wir haben etwas gewagt, haben uns aus der Komfort-zone heraus aufgemacht – und haben eine Mauer / Grenze / was auch im-mer überwunden.
Wir sind drüber gesprungen – wie es in Ps. 18 heisst. Haben uns nicht an der Mauer selbst zu schaffen gemacht. Haben nicht versucht, sie einzureis-sen oder eine Tür einzubauen oder sie gar zu untertunneln. Haben auch keine schöne Fototapete auf die Mauer geklebt – frei nach dem Motto – aus den Augen, aus dem Sinn. Haben auf nicht drauf gewartet, dass end-lich jemand wie in Jericho die Mauer mit Pauken + Trompeten zum Ein-sturz bringt. - Von all dem heisst es hier nichts.

Für das Thema, das uns im Leben gerade wichtig ist, was immer es ist: nehmen dafür all den Mut zusammen, der noch da ist: Und alle Kraft, und sei sie noch so klein. Und dazu der Kraft vertrauen, die wir Gott nennen. Das Ziel vor Augen, Anlauf nehmen und «gumpen». //
Mit Vertrauen Schritte wagen. Die Mauern angehen, die uns im Weg ste-hen. Vermutlich sind es andere als die von König David - von dem diese Worte stammen. Doch war David nicht schon in der Sonntagsschule wie ein Vorbild. Der Kleine, der Grosses erreicht (Goliat, Saul, all die Wider-sacher)!? Wie viele Hindernisse hat er überwunden?
Und all die Psalmen, die seinen Namen tragen, die uns schon getröstet und aufgerichtet haben. Wie Bspw. 23 oder 37 (Befiehl dem Herrn deine We-ge).

«Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen» - lasst uns die Erfah-rungen teilen: Was uns gelungen ist oder uns weitergebracht hat. Was uns gefreut und den Glauben gestärkt hat. Wie wir Hindernisse angegangen und überwunden haben. Oder auch, wo es nicht so kam wie erhofft.
Was immer es ist. Trauen wir uns doch und erzählen einander davon: Wie wir mit Grenzen umgegangen sind. Bsp.… Lasst uns Lebenserfahrungen teilen und damit Glaubenserfahrungen. Füreinander die Hoffnung wach halten. Vertrauen fördern. Für die guten Zeiten und für die, wenn wir an-stehen und noch nicht weiterkommen.

Du kannst Hindernisse überwinden.
Wieder in Bewegung kommen.
Du schaffst das.
Gott sei Dank.

Zwischenspiel

Jesus, der Davidssohn, steht auch bei den Schwierigkeiten in der Tradition seines Ahnvaters. Er hatte manche Hindernisse zu überwinden. Musste sich mit manchen Mauern auseinandersetzen. Gerade auch mit denen, die Menschen damals wie heute in ihren Vorstellungen haben: Unmöglich, das geht doch nicht, das klappt/reicht niemals. >> Schriftlesung.
Ja, damals bei ihm, da ging das! Aber heute? bei uns!?
Ich glaube schon! Doch lest selbst:

Die wunderbare Zeitvermehrung (von Lothar Zanetti)
Jesus zog sich zurück. Mit einem Boot fuhr er über den See an einen abge-legenen Ort, um allein zu sein, Die Volksscharen in den Städten hörten davon und folgten ihm zu Fuss nach. Als er die Augen erhob, sah er, wie viele Menschen um ihn versammelt waren und wie viele noch herandräng-ten. Und er empfand Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken. Als es Abend wurde, traten seine Jünger zu ihm und sprachen-. "Herr, die Zeit ist vorgerückt, es ist spät. Entlasse die Menge. Sie haben keine Zeit mehr und wir auch nicht. Da wandte sich Jesus an seine Jünger: Weshalb sollen sie weggehen? Gebt ihnen doch Zeit, gebt ihnen von eurer Zeit! Da sagten sie zu ihm: Wir haben ja selber keine, und was wir haben, dieses wenige, wie soll das reichen, um uns um alle und am Ende noch um Jeden einzelnen zu kümmern?
Doch fand es sich, dass einer von ihnen noch fünf Termine frei hatte, zur Not, mehr nicht; und dazu zwei Viertelstunden. Und Jesus lächelte und sagte: Gut, das ist doch schon etwas. Stellen wir's den Leuten zur Verfü-gung. Und er liess die Volksscharen erneut Platz nehmen. Er nahm die fünf Termine, die sie hatten, und dazu die beiden Viertelstunden. Er blick-te zum Himmel auf und sprach ein Segensgebet. Dann teilte er das Vor-handene auf und liess die kostbare Zeit, die sie hatten, durch seine Jünger austeilen an die vielen Leute. Und siehe, nun reichte das Wenige für alle. Keiner ging leer ans. Ja, sie füllten am Ende noch 12 Tage mit dem, was übrig war an Zeit. Und dabei waren es an die 5000 Männer, die Frauen und Kinder gar nicht gerechnet. Es wird berichtet, dass die Jünger staun-ten. Denn alle sahen es: Selbst das Unmögliche wird möglich durch ihn.


Gebet

Guter Gott,
Einfach so über Mauern springen können – das wäre was!
du weisst um die Mauern, an denen wir stehen, an denen wir gescheitert sind und die wir schon überwunden haben.
Drum bitten wir dich zuerst um die Mauern in den Köpfen, dass wir statt den Problemen die Lösungen sehen und unverzagt dranbleiben können.
Wir bitten wegen all den Mauern, die zwischen Menschen sind, dass es nicht so bleiben muss. Lass uns den ersten Schritt wagen.
Wir bitten wegen dich wegen der Mauern, die immer wieder zwischen Geschlechtern und Generationen stehen. Lass uns miteinander Grenzen überwinden.
Wir bitten dich wegen all der Mauern, die zwischen Völkern stehen. Lass uns gemeinsam Wege für die Zukunft finden.

Stille

Unser-Vater – Gebet


Segen

Der Barmherzige segne dich und behüte dich.
Der Gütige lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Ewige hebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.