Wie viel ist Freiheit wert?

im Rahmen der Sommer-Predigtreihe zum 750-Jahr-Jubiläum der Handfeste Burgdorf
Gottesdienste am 30.7.23, Frank Naumann, Pfarrer



Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen. Galater 5,1


Schriftlesung aus dem Galaterbrief (aus Kapitel 3-5)

Ihr alle seid jetzt mündige Söhne und Töchter Gottes – durch den Glauben und weil ihr in Gemeinschaft mit Jesus Chris-tus verbunden seid. Denn als ihr in der Taufe Christus über-eignet wurdet, habt ihr Christus angezogen wie ein Gewand.
Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Ju-de ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden.

Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Er-be.

Ganz anders war es damals, als ihr Gott noch nicht gekannt habt: Wie Sklaven dientet ihr Göttern, die gar keine sind. Jetzt habt ihr Gott erkannt, besser gesagt: Gott hat euch er-kannt.
Wie könnt ihr dann wieder zu diesen schwachen und armse-ligen Mächten zurückkehren? Wollt ihr von neuem ihre Sklaven sein?
Begreift doch, Brüder und Schwestern: Wir sind nicht wie Kinder der Sklavin, sondern der Freien!
Lasst euch eure Freiheit nicht nehmen! Denn: Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben.
Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen.

Taufspruch von Sophia:
Denn Weisheit wird in dein Herz eingehen,
und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein,
Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten.
Sprüche 2, 10-11

 

Predigt

Übermorgen 1.8.: Wichtig, dass wir feiern. Es gibt mänge Grund dafür! Freiheit ist einer davon! ganz ein wichtiger! ich bin gespannt, wie die PolitikerInnen auf das zu sprechen kommen. und was sie vorschlagen, um Freiheit hier bei uns und weltweit zu stärken.
 
Freiheit ist immer ein Thema: in Familie und Partnerschaft – in Erziehung. // im Glauben, ihr habt’s in Schriftlesung gehört. // und in Geschichte. immer ist es auch ein Abwä-gen– wieviel ist Freiheit wert!? Dir? Mir? Uns?
Zuerst: Was ist denn Freiheit? was würdet ihr sagen!?
Lexi: Freiheit = ohne Zwang zwischen verschiedenen Mög-lichkeiten entscheiden zu können. Autonomie // Schön – kon-kret?

konkret: Vor 750 Jahren begann hier mit einem Vertrag eine neue Zeit. Auf einer Urkunde auf Pergament ist noch heute zu lesen, welche Rechte und Pflichten die herrschenden Kyburger der Stadt Burgdorf zusprachen. Die «Handfeste» von 1273 garantierte Freiheiten und grössere Selbständig-keit. Sie förderte die Entwicklung der Stadt und ermöglichte Wachstum. V.a. an Handel und Gewerbe haben sich die Freiheiten gerichtet! Damals hat’s da noch viel mehr Be-schränkungen gegeben wie heute. Vieles ist ein «Zwang» gsi und nicht frei entscheidbar.

konkret für ChristInnen: vor 500 J: hat’s noch viele «Zwang» im Glauben gegeben: Bei Reformation ist es um die Freiheit im Glauben gegangen: um ein Leben als Kind von Gott, ein freier Mensch sein und nicht wie ein Sklave.
Reformatoren haben das in Bibel entdeckt: z.B. bei Pls im Galaterbrief, s. Lesung:
Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Das hat so anders tönt all das, was man ihnen gelehrt hat: du musst halt beichten, auf Rom pilgern, Ablass kaufen, Heiligen anrufen, du musst …
Was Reformatoren für sich entdeckt haben – die Freiheit, die Gott schenkt – das haben sie nicht für sich behalten. Bspw. Luthers Büchli: Von der Freiheit eines Christenmen-schen. Dort heisst’s:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Mensch ist frei, weil JC ihn befreit hat. Taufe ist Zeichen dafür! Wie ein Kind sind wir ange-nommen und geliebt. All die Versuche, Gott gnädig zu stimmen, ihn und sich selber zu überzeugen, dass man doch kein schlechter Cheib sei, bringen nichts.
Gott selber macht frei – Dank JC, seinem Sohn. Von da kommt Heil / Freiheit her! Das ist das Geschenk Gottes an jeden Menschen. Das kann man nicht selber machen!
Das Einzige, was ich als Mensch kann machen, ist das Ge-schenk anzunehmen. Das macht frei – wirklich frei. Das macht ihren Wert aus.

Doch da ist noch die zweite Seite von Medaille:
da geht’s ja noch weiter: Ein Christenmensch ist ein dienst-barer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
das tönt weder cool noch frei. d.h.: ich kann nicht einfach machen, was ich will. (Erziehung von Kinder: «I wott») Freiheit gibt nicht ohne Verantwortung.
Solange wir hier auf der Welt leben, stehe ich als Mensch in der Spannung! Es gibt nicht nur meine Freiheiten, es gibt auch die von dir… //
Freiheit gibt nicht ohne Verantwortung. das haben gewiss auch die Burgdorfer gemerkt: in «Handfeste» sind Rechte und Pflichten. Gerade im Handel und im Gewerbe: ich habe bspw. Recht bekommen, mein Stoff zu verkaufen, doch 1m Stoffe = 1m und nicht 0.92m. Oder der Müller durfte nicht mehr vom Getreide als Lohn nehmen, als vereinbart ist.
Verantwortung macht Freiheit wertvoll. Das stärkt ihren Wert.

ABER: wie ist das für uns!? Heute!?
Freiheit gibt’s auch heute nicht ohne Verantwortung. nicht nur vor 750 oder 500 J: auch 2023 ist das Thema – nicht nur, wenn wir in die grosse Welt schauen. (Rahmen sprengen)
In unserer kleinen Welt darf/soll Freiheit Rolle spielen. Eine wichtige sogar – eine wertvolle! Sie ist Thema in jedem Al-ter! Es geht drum: Wie leben wir Freiheit!?
Treffend hat das Virginia Satir formuliert: Sie ist Familien-therapeutin (USA, 20 JH.) gsi und hat gesehen, wie wir zus. leben und wie das mit der Freiheit im Alltag mängisch schwierig ist:

Fünf Freiheiten

  1. im Moment zu leben: zu sehen und zu hören was wirklich da ist, anstatt was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
    -> früher ist es besser gsi. / wenn ich erst das erreicht…
  2. zu sagen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird. -> ich muss nicht zufrieden sein / «nein, für mich ist das keine gute Lösung / Idee.»
  3. zu meinen Gefühlen zu stehen, und nicht etwas anderes vorzutäuschen. -> «ich bin verärgert» / «ich bin erleich-tert!»
  4. um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten. -> «bitte hör mir zu!»
  5. in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt im-mer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen. -> Verantwortung übernehmen, so gut wir das können und nicht warten, dass uns Familie oder der Staat oder wer auch immer alle Steine aus dem Weg räume. «kleine Kinder – kleine Verantwortung»,… //  eine von der grosse Lehrplätze in Familie, für Kind wie für El-tern…


Das und mehr macht Freiheit wertvoll! Unverzichtbar!
Gott sei Dank - können wir das leben.
Dank dem, dass in Geschichte immer wieder gute Entschei-dungen getroffen wurden, die Freiheit förderten, wie mit der Handfeste. Das wirkt weiter bis in unsere Zeit.
Dank dem, dass wir in einem freiheitlichen Land leben. Das feiern wir übermorgen.
Dank dem, dass Christus uns zur Freiheit befreit hat! Mit weniger müssen wir uns nicht zufrieden geben.
Amen

Fürbitten-Gebet

Wir danken dir, Gott, für deine Freiheit. Sie macht’s Leben wert-voll.
Wir danken für jedes Zeichen von Hoffnung,
für alles, wo Weisheit, Erkenntnis, Besonnenheit und Einsicht gibt (> Tauspruch)
Wir danken dir für die Freiheit,
die dein Sohn Jesus Christus in unser Leben bringt.

Mit dem Dank verbinden wir unsere Bitten:
Stärke Zuversicht in unruhigen Zeiten. Zeig uns der Wert von all denen Freiheiten, die wie haben.
Egal ob jung oder alt: Lass uns immer wieder versuchen, frei und zugleich verantwortlich zu handeln.
Hilf bei den Lasten, die wir noch mit uns herumtragen, die ein frei-es Leben einschränken.
Hilf, dass wir tragen können, was noch nötig ist,
und loslassen, was möglich ist.
Lass uns offen sein für die Nahen wie die Fernen.
Steh den Kranken und Einsamen bei. Tröste die Trauernden.

Besonders bitten wir dich heute für all die Menschen auf der Welt, wo nicht in Frieden leben können – Erbarme dich!

Stille

Unser-Vater – Gebet…

 

Segen

Der Barmherzige segne dich und behüte dich.
Der Gütige lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Ewige hebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.