Unser täglich Weizen

Predigt, 25.9.2022, Ruth Oppliger

1. Letscht Johr bini einisch ir Zitig ufne Artiku gstosse mit dr Überschrift «Unser täglich Weizen». Dr Ungertitu derzue isch: «Warum Schweizer Brot auch aus der Schweiz kommen sollte». Titu u Thema hei mi agsproche. Äs handlet sech umne intressante Biitrag vor Meret Schneider (Kolumne BZ, 11.12.21). Öppedie hani i de letschte Monet wieder a Artiku u a dä Titu däicht. Im Chirchleche Johr si mir jetz ir Schöpfigszyt, wo vom 1.September bis am 4.Oktober duuret. «Unser täglich Weizen», das Thema passt doch zu dene Tage.
U jetz si auso di 3 Wort zum Titu vor Predigt worde.

2. «Unser täglich Weizen» -Was ist Weizen?    

Was eigentlech isch genau Weize?
I ha mr säuber zersch müesse ä Übersicht verschaffe u ha wieder einisch mis Wüsse, wo mir mini Eutere scho früeh hei mitgä, ufe neuscht Stang brunge.
Hei mir doch säuber Weize gsäit, gärntet u dröschet. Ir benachbarte Mühli am Bach isch dr Weize zu Mehl gmahle worde. I Linesäck isch de ds Brotmehl hei transportiert u im Spycher bis zur Verwärtig ufbewahrt worde.
Weize isch ir Schwiz di am hüfigschte abouti Getreideart (Triticum).
Di wichtigschte Getreidesorte näbem Weize si: Gerste, Mais, Roggen u Hafer.
Weize ghört zur Familie vo de Süssgräser.
Botanisch usdrückt bezeichnet «Weizen» d Gattig.
Di sogenannt niedrige Klassifizierige vo Weize wiederum si:
Dinkel, Weichweizen, Hartweizen, Emmer u Einkorn.
-Dinkel, oder Spelz, isch eng verwandt mit em Weichweize. Äs git viu Mischforme vo Dinkel u modernem Weichweize.
-Weichweize isch dr Brotweize. Dä wird zu Mehl für Bachware gmahle.
-Hartweize wiederum dient dr Herstellig vo Teigware, Griess, Bulgur oder Couscous.
-Emmer, ou aus Zweikorn bezeichnet, isch eine vo de Urgetreidearte.
-Einkorn isch äbefaus eini vo de ältischte Getreidesorte u stammt vom wilde Weize ab.

3. «Unser täglich Weizen» - Brotweizen und Futterweizen

Usem erwähnte Zitigsartiku vernäh mr viu übere Umgang mit Weize. Jährlech wärde
öppe 20 000 Tonne Brotweize nid zu Mehl für Bachware verarbeitet, sondern zu Tierfueter. Das entspricht öppe 5 % vor Ärnt. D Deklassierig zu Fueterweize wird dür d Brancheorganisation «Getreideproduzenteverband» düregfühert u dienet dr Stüürig vom Priis. We i guete Johr z viu Brotweize ufe Märit chunnt, lot das dr Priis lo sinke. Drum wird Brotweize zu Fueterweize deklariert, so lot sech vom Handu dr Priis künstlech lo stabilisiere. Fueterweize isch natürlech billiger, öppe ä Drittu, was de wiederum finanziell zu Laschte vo de Buure geit. Dr Buureverband üsseret sech kritisch, im Sinn, dass mir üs ä söligi Politik vom verschwänderische Umgang mit Nahrigsmittu nümm chönni u soui leischte. U das vor auem ou im Zämehang mitem Klimawandu. Dass us Weize nid Brot wird, sondern Tierfueter, isch auso nid drum, wüus äs natürlechs Überangebot gäbti, sondern älleini dürs künstleche Igrife vo de Verarbeiter.
We mir äs Brot choufe, isch no lang nid klar, dasses sech umnes Brot us Schwizer Weize handlet. Gäng wi meh Fertigbrot u Bachware chöme usem Usland. Dr Import het sech i de letschte 20 Johr verdopplet. Äs cha durchus si, dass äs Ufbachgipfeli vo China chunnt.
Ä klari Deklaration vo Brotware ermüglechet üs aune, bewusst z konsumiere. Äs liegt ou a üs, dass mir, we mr Brot bache u ässe, ökologischi Produkt us dr Umgäbig wähle.
Das hilft dr Natur u üsne Bürinne u Buure am meischte.

4. «Unser täglich Weizen» - Unser täglich Brot

Bi dere Formulierig «Unser täglich Weizen» hani natürlech scho bim erschte Läse a di bekannti Bitt usem Unser Vater däicht. U i bi überzügt, dir heit di Verbindig ou scho gmacht.
«Unser täglich Brot gib uns heute.» Das isch ei Bitt innerhalb vo däm Gebät, wo Jesus üs het mitgä, vgl. Mt 6,11. Äs isch ä Värs innerhaub vor Bärgpredigt. Die Bitt ums Brot isch üs vertrout. Unzählegi Mou hei mir di Wort scho bätet.

Isch das nid speziell: mir bäte u bitte ums tägleche Brot, während mir im Überfluss läbe.
Viu Brot wird nid gässe, sondern wird hert u entsorgt. U natürlech däiche mr momentan a dä Weize, wo wägem Chrieg ir Ukraine nid cha about wärde. U die Weizeerträg, wo trotz auem no gärntet wärde, chöi zum gröschte Teu nid glieferet wärde a die Mönsche, wo Hunger liide,
z.B. ds Afrika wäge johrelange Dürrine. Äs geit aus drunger u drüber uf dr Wält.
U mir bäte: «Unser tägliches Brot gib uns heute.» Di Wort wei aber, so däiche ig, üs nid achlage wäge üser eigete Privilegiertheit. Si wei üs scho gar nid Angscht mache, so dass mir am Eländ vor Wält verzwiifle. Im Gägeteu, di Wort wei üs Muet mache.

Lose mr genau häre:
«UNSER tägliches Brot gib uns heute.» Was ghöre mir?
I ghöre: Unser – üses. Äs geit auso nid nume um üs, um mi u di, um üsi Familie u üses Land. Äs geit um aui Mönsche. Mir bitte um Brot für aui. Natürlech bsungers für die, wo zweni überchöme für ihre Hunger z schtiue, wo ke Chraft u ke Hoffnig hei. Das heisst, mir bitte drum, dass jede u jedi gnue zum Läbe het, körperlech u seelisch. U mir bitte drum, dass mir bereit si, z teile.

Lose mr wiiter:
«Unser TÄGLICHES Brot gib uns heute.» Eigentlech heissts korrekt übersetzt: «Gib uns heute unser Brot für morgen» Was ghöre mir?
I ghöre dr Wunsch, dass mr d Sorg für d Zuekunft chöi loslo. Äs geit ume Wunsch, nid gäng meh müesse z ha, für Sicherheit z gschpüre. Äs isch d Sehnsucht z ghöre, d Unersättlechkeit ufzgä. Weni druf cha vertroue, dassi hüt scho überchume, wasi morn bruuche, chani mit meh Glasseheit u weniger Angscht läbe.

Lose mr wieder uf d Bitt usem Unser Vater:
«Unser tägliches BROT gib uns heute.» Was ghöre mir?
I ghöre, dass Brot für aus schteit, was mir zum Läbe bruuche, aus, was üsem Läbe Sinn git.
Ässe u Trinke natürlech. Aber ou Fiire u Schaffe, Begägnige u Gspräch, Gedanke u Stimme.

U lose mr no einisch:
«Unser tägliches Brot GIB UNS heute.» Was ghöre mr?
I ghöre, dass mir vo öppis Grösserem chöme, dass mir gschaffe si vo Gott. Mir si
nid älleini Macherinne u Macher vom Glück. U mir si nid imstang älleini d Wält z rette.
Mir si Teu vor göttleche Schöpfig u hei Verantwortig für üs u angeri, uf dr ganze Wält.
Mir bruuche derbi Hiuf. Di überchöme mr vo Gott u mir dörfe drum bitte.
Mir chöi mit Gott rede u gmeinsam mit ihm dür konkrets Handle Problem probiere z löse.


5. «Unser täglich Weizen» -  Freude und Dankbarkeit

Bi aune grosse Useforderige, wo mir persönlech u aus Gseuschaft z löse hei, isches z wünsche, dass mir ds Schöne nid vergässe. Mir dörfe üs ou freue über aus, wo mir gschäicht überchöme u wo üses Läbe läbeswärt macht. Weize u Blueme, Sunne u Räge.
Begägnige u Gspräch.
Wort. Wort vor Hoffnig, Brotwort, wi ds Unser Vater.
I freue mi ou über jedes früsche Brot. Brot am Wärchtig u Züpfe am Sunndig.
Si verströme ä wunderbare Duft u Wärmi, -wi aube doheim ir Chuchi, bir Mueter.