Königlich schenken

Kantaten-Gottesdienst am 7.1.24, 9.30 in der Stadtkirche

Matthäus 2,1-12
Solokantate «Heilige drei Könige»
Georg Philipp Telemann
Barbara Erni, Alt
Livia Gucanin, Flöte
Simone Remund, Cello
Nina Wirz, Orgel
Pfr. Frank Naumann

«Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.»
Jes 60,3

Schriftlesung Matthäus 2,1-12

1 Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren, zur Zeit, als König Herodes das Land regierte. Bald nach seiner Geburt kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2 und fragten: »Wo finden wir den neugeborenen König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um uns vor ihm niederzuwerfen.«

3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4 Er ließ alle führenden Priester und Gesetzeslehrer im Volk Gottes zu sich kommen und fragte sie: »Wo soll der versprochene Retter geboren werden?«
5 Sie antworteten: »In Betlehem in Judäa. Denn so hat der Prophet geschrieben:
6 'Du Betlehem im Land Juda! Du bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten in Juda, denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel schützen und leiten soll.'«
7 Daraufhin rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und fragte sie aus, wann sie den Stern zum ersten Mal gesehen hätten.
8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: »Geht und erkundigt euch genau nach dem Kind, und wenn ihr es gefunden habt, gebt mir Nachricht! Dann will ich auch hingehen und mich vor ihm niederwerfen.«

9 Nachdem sie vom König diesen Bescheid erhalten hatten, machten sich die Sterndeuter auf den Weg. Und der Stern, den sie schon bei seinem Aufgehen beobachtet hatten, ging ihnen voraus. Genau über der Stelle, wo das Kind war, blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, kam eine große Freude über sie.
11 Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm zu Boden und ehrten es als König. Dann holten sie die Schätze hervor, die sie mitgebracht hatten, und legten sie vor ihm nieder: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12 In einem Traum befahl ihnen Gott, nicht wieder zu Herodes zu gehen. So zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

 

Predigt

Endlich waren sie am Ziel: Bei den drei Königen war es keine Punktlandung, über Umwege erst kamen sie ans Ziel. Sie sind dem Licht gefolgt, das Telemann vertont hat!
«Es werde licht! - Erheitert die Seelen in heiliger Wonne!»
Wer oder was immer die drei waren, ob Könige, Magier, Sterndeuter: sie sind angekommen. Nach einer langen Reise endlich angekommen - beim Licht, mit Wonne in erheiterten Seelen.
Sie bringen Geschenke für einen König mit, nicht für den Sohn eines Zimmermanns. Damit für alle klar ist, das ist nicht irgendein Erstgeborener, das ist ein Königskind. Auch wenn Stall und Krippe alles andere als königlich sind. Und sie verhalten sich entsprechend und werfen sich vor ihm zu Boden und ehren ihn als König.
Und: Sie bringen in der Satteltasche wertvolle Geschenke für einen König mit, Gold, Weihrauch und Myrrhe! Seit der Sonntagschule wissen wir davon – und doch sind sie uns irgendwie fremd. Was macht man damit? Für was sind sie gut, ausser, dass sie königlich sind !?

Deutungen: Schon die Leute der alten Kirche meinten daher, die sind im übertragenen Sinne zu verstehen: sie zeigen, was wir dem Königskind im Glauben schenken können, auch wenn wir arm sind. Dazu zählten für sie das Beten und gute Werke. Das sind angebrachte Geschenke für den Gottessohn.
Später wurde das von Martin Luther aufgenommen und weitergeführt: Gold – Hoffnung // Weihrauch – Glaube // Myrrhe für die Liebe. Sicher hört ihr schon da schon Paulus, der im 1. Kor.brief die drei ganz nah zus.band. (1.Kor 13,13): Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Dazu gab es lebensnahe Deutungen, auch wenn sie uns heute zum Schmunzeln bringen: Weihrauch – um den Gestank im Stall zu überdecken. So dachte man im Hochmittelalter: damals ging es wie bei unseren Geschenken oft darum – wie nützlich die Gaben sind: Gold – da Maria und Josef arm waren; Myrrhe – für die Gesundheit des Säuglings.
Und es gab noch manch andere Erklärungen und Interpretationen. Doch die lassen wir heute. [z.B. analog zu drei Ämter Christi -> König, Priester und Prophet.]
Die Könige bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Was schenken wir dem Königskind? Ist das in der Weihnachtszeit überhaupt noch ein Thema? Dem Gotteskind ein Geschenk zu machen!? Manche sagen immerhin, wenn wir einander etwas schenken, dann ist das ein Zeichen der Freude, weil Gott uns mit dem Kind im Stall beschenkt! Ist das so?

Was schenken wir einander? Was war auf unseren Wunschlisten? Was haben wir an der letzten Weihnacht verschenkt?
Schau’n wir doch mal in die Satteltasche, was da noch drin ist:
Wie Gold – ein Batzen – nicht nur bei Gross-/Kindern beliebt.
Wie Myrrhe – etwas für die Gesundheit oder ein Pflegeprodukt für den Körper – so wie früher, als M. die Basis für Kosmetika oder Heilmittel war.
Wie Weihrauch – der ist für uns Protestanten nicht so einfach, manche sagen: ein Wohlgeruch, andern wird schlecht davon. Weihrauch, ganz wörtlich: ein Rauch – um etwas zu weihen. Schon in Tempeln und in der Heilkunde wurde der im Altertum gebraucht. Etwas, was der Seele guttut. Welche Geschenke tun heute der Seele gut? Ob wir da Schokolade dazurechnen dürfen?

Königlich schenken: ein Zeitgenosse Telemanns hiess Zinzendorf. Der hat eine Geschenkidee, die zum Weihrauch passt. Er konnte nicht ahnen, dass sie noch heute aktuell ist:
Vor 300 J. war eine unruhige Zeit: Zinzendorf nahm als Landgraf auf seinem Gut in der Oberlausitz (Osten D) Glaubensflüchtlinge auf. Auf seinem Land gründeten diese Protestanten eine neue Siedlung namens Herrnhut (!).
Bald bemerkte Zinzendorf, dass ein Dach über dem Kopf und ein voller Bauch noch nicht alles ist. Auch die Seele hat Hunger.
So entstanden die Losungen: Ein Wort aus der Bibel oder ein Liedvers für den Tag: Als Motto, Auftrag, Ermahnung, Ermutigung, Zuspruch. -> Boten brachten diese Losung von Haus zu Haus. Es gab ein kurzes Gespräch, man hörte von Freud und Leid, wo der Schuh drückte, …
Dieses königliche Geschenk gibt es noch Heute! die Losungen erscheinen in 60 Sprachen in vielen Ländern - für jeden Tag des Jahres findet sich da drin ein Wort, das erbaut, ermahnt, stärkt, tröstet.

So wie es Losungen für jeden Tag gibt, gibt es auch eine für das ganze Jahr. Die findet ihr auf der Karte:
«Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» 1. Korinther 16,14
Vielleicht schafft es diese schöne farbige Karte ja, uns das Jahr über an diesen Vers zu erinnern. Damit er nicht aus dem Blick kommt.
Das wäre ein bleibendes Geschenk, dem anderen in Liebe zu begegnen. Wahrlich königlich sogar! Für das Gegenüber etwas in Liebe zu tun. Und nicht, weil ich es muss oder weil man das von mir erwartet. Ganz egal wo - Bsp.: …
Da haben wir ihn wieder: Paulus mit seinem Korintherbrief.
Nach «Glaube, Liebe, Hoffnung, diese Drei!» im Hohenlied der Liebe doppelt er am Schluss noch einmal nach, dass es im Alltag ja nicht vergessen geht! So wie manche Geschenke schnell wieder vergessen sind.  Damit sich etwas ändern mag! Im Kleinen wir im Grossen. «Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» So wie die Karte: Farbig, bunt, verspielt, liebevoll.
Schauen wir nochmal in die Sattelasche: Da ist noch etwas – eine CD! Telemann hat uns mit viel Musik beschenkt. Auch wenn seine Mutter lieber einen Juristen aus ihm gemacht hätte: es heisst, er war ein Alleskönner. Zu seinen Lebzeiten war er berühmter als Bach oder Händel und hat mehr komponiert als beide zusammen: vieles davon ist in Vergessenheit geraten. Heute Morgen können wir von ihm hören. Musik die es «licht macht – und die Seelen in heiliger Wonne! Erheitert» Auch das ein Geschnk. AMEN

Gebet

Jeder Tag, jeder Augenblick
ein Geschenk von dir, Gott. Im alten wie im neuen Jahr.
Unsere Zeit vertrauen wir in deine Hand. -
Und wollen auch einander Vertrauen schenken.
Wir rechnen mit deiner Kraft, die aufbaut -
und wollen zuversichtlich nach vorne schauen.
Wir bitten dich um Hoffnung für jeden neuen Tag.
Herr erbarme dich.

Wie viel erwartet uns wohl in dem noch jungen Jahr 2024?
sind es neue Wege, die wir wagen,
oder alte, die wir wiederholen müssen.
Wir bitten dich um Glaube für das, was vor uns liegt.
Bitten um deinen Segen für die nächste Zukunft.
Herr erbarme dich.

In unser Gebet schliessen wir die mit ein, deren Leben auch im neuen Jahr schwierig bleibt – wegen Krisen oder Leid, durch Krankheit oder Gewalt, Verlust oder Not.
Drum bitten wir dich um Frieden nah und fern. In allen Himmelsrichtungen!
dein Stern zeige uns auch das Jahr hindurch den Weg.
Lehre uns, einander in Liebe zu begegnen.
Herr erbarme dich.

Stille

Unser-Vater – Gebet

Segen

Der Barmherzige segne dich und behüte dich.
Der Gütige lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Ewige hebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.